Donnerstag, 27. April 2017

Miserikordias Domini - Kommentar zur Predigtgrundlage der NAK vom 30.04.2017


Der gute Hirte

Wochenspruch: Joh 10, 11.27.28:
„Ich bin der gute Hirte. Der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe. Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie und sie folgen mir; und ich gebe ihnen das ewige Leben.“ (LUT)
"Ich bin der gute Hirt. Der gute Hirt gibt sein Leben hin für die Schafe. Meine Schafe hören auf meine Stimme; ich kenne sie und sie folgen mir. Ich gebe ihnen ewiges Leben.“ (EU)

Wochenpsalm: Psalm 34:
Unter Gottes Schutz
Ich will den HERRN loben allezeit; sein Lob soll immerdar in meinem Munde sein. Meine Seele soll sich rühmen des HERRN, dass es die Elenden hören und sich freuen. Preiset mit mir den HERRN und lasst uns miteinander seinen Namen erhöhen! Da ich den HERRN suchte, antwortete er mir und errettete mich aus aller meiner Furcht. Die auf ihn sehen, werden strahlen vor Freude, und ihr Angesicht soll nicht schamrot werden. Als einer im Elend rief, hörte der HERR und half ihm aus allen seinen Nöten. Der Engel des HERRN lagert sich um die her, die ihn fürchten, und hilft ihnen heraus. Schmecket und sehet, wie freundlich der HERR ist. Wohl dem, der auf ihn trauet! Fürchtet den HERRN, ihr seine Heiligen! Denn die ihn fürchten, haben keinen Mangel. Reiche müssen darben und hungern; aber die den HERRN suchen, haben keinen Mangel an irgendeinem Gut. Kommt her, ihr Kinder, höret mir zu! Ich will euch die Furcht des HERRN lehren. Wer ist's, der Leben begehrt und gerne gute Tage hätte? Behüte deine Zunge vor Bösem und deine Lippen, dass sie nicht Trug reden. Lass ab vom Bösen und tue Gutes; suche Frieden und jage ihm nach! Die Augen des HERRN merken auf die Gerechten und seine Ohren auf ihr Schreien. Das Antlitz des HERRN steht wider alle, die Böses tun, dass er ihren Namen ausrotte von der Erde. Wenn die Gerechten schreien, so hört der HERR und errettet sie aus all ihrer Not. Der HERR ist nahe denen, die zerbrochenen Herzens sind, und hilft denen, die ein zerschlagenes Gemüt haben. Der Gerechte muss viel leiden, aber aus alledem hilft ihm der HERR. Er bewahrt ihm alle seine Gebeine, dass nicht eines von ihnen zerbrochen wird. Den Frevler wird das Unglück töten, und die den Gerechten hassen, fallen in Schuld. Der HERR erlöst das Leben seiner Knechte, und alle, die auf ihn trauen, werden frei von Schuld. (LUT)

Die Predigtgrundlage der NAK vom 30.04.2017 ist aus „1. Korinther 3,11: Einen andern Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.“ (LUT1984)

Die Predigtgrundlage der NAK ist in den folgenden Kontext eingebettet: 1. Kor 3, 1-17:
Die Unmündigkeit der Korinther
Und ich, Brüder und Schwestern, konnte nicht zu euch reden wie zu geistlichen Menschen, sondern wie zu fleischlichen, wie zu unmündigen Kindern in Christus. Milch habe ich euch zu trinken gegeben und nicht feste Speise; denn ihr konntet sie noch nicht vertragen. Auch jetzt könnt ihr's noch nicht, denn ihr seid noch fleischlich. Denn wenn Eifersucht und Zank unter euch sind, seid ihr da nicht fleischlich und lebt nach Menschenweise? Denn wenn der eine sagt: Ich gehöre zu Paulus, der andere aber: Ich zu Apollos –, ist das nicht nach Menschenweise geredet?
Mitarbeiter Gottes
Was ist nun Apollos? Was ist Paulus? Diener sind sie, durch die ihr gläubig geworden seid, und das, wie es der Herr einem jeden gegeben hat: Ich habe gepflanzt, Apollos hat begossen; aber Gott hat das Gedeihen gegeben. So ist nun weder der etwas, der pflanzt, noch der begießt, sondern Gott, der das Gedeihen gibt. Der aber pflanzt und der begießt, sind einer wie der andere. Jeder aber wird seinen Lohn empfangen nach seiner Arbeit. Denn wir sind Gottes Mitarbeiter; ihr seid Gottes Ackerfeld und Gottes Bau. Nach Gottes Gnade, die mir gegeben ist, habe ich den Grund gelegt als ein weiser Baumeister; ein anderer baut darauf. Ein jeder aber sehe zu, wie er darauf baut. Einen andern Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus. Wenn aber jemand auf den Grund baut Gold, Silber, Edelsteine, Holz, Heu, Stroh, so wird das Werk eines jeden offenbar werden. Der Tag des Gerichts wird es ans Licht bringen; denn mit Feuer wird er sich offenbaren. Und von welcher Art eines jeden Werk ist, wird das Feuer erweisen. Wird jemandes Werk bleiben, das er darauf gebaut hat, so wird er Lohn empfangen. Wird aber jemandes Werk verbrennen, so wird er Schaden leiden; er selbst aber wird gerettet werden, doch so wie durchs Feuer hindurch. 16 Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt? Wenn jemand den Tempel Gottes zerstört, den wird Gott zerstören, denn der Tempel Gottes ist heilig – der seid ihr. (LUT)

Kommentar:

Samstag, 22. April 2017

Quasimodogeniti - Kommentar zur Predigtgrundlage der NAK vom 23.04.2017



Die neue Geburt (Der Osterzweifel)


Wochenspruch: 1 Petr. 1, 3:
„Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten“ (LUT)
„Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus: Er hat uns in seinem großen Erbarmen neu gezeugt zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten“ (EU)

Wochenpsalm: Psalm 116:
Dank für Rettung aus Todesgefahr
Das ist mir lieb, dass der HERR meine Stimme und mein Flehen hört. Denn er neigte sein Ohr zu mir; darum will ich mein Leben lang ihn anrufen. Stricke des Todes hatten mich umfangen, / des Totenreichs Schrecken hatten mich getroffen; ich kam in Jammer und Not. Aber ich rief an den Namen des HERRN: Ach, HERR, errette mich! Der HERR ist gnädig und gerecht, und unser Gott ist barmherzig. Der HERR behütet die Unmündigen; wenn ich schwach bin, so hilft er mir. Sei nun wieder zufrieden, meine Seele; denn der HERR tut dir Gutes. Denn du hast meine Seele vom Tode errettet, mein Auge von den Tränen, meinen Fuß vom Gleiten. Ich werde wandeln vor dem HERRN im Lande der Lebendigen. Ich glaube, auch wenn ich sage: Ich werde sehr geplagt. Ich sprach in meinem Zagen: Alle Menschen sind Lügner. Wie soll ich dem HERRN vergelten all seine Wohltat, die er an mir tut? Ich will den Kelch des Heils erheben und des HERRN Namen anrufen. Ich will meine Gelübde dem HERRN erfüllen vor all seinem Volk. Der Tod seiner Heiligen wiegt schwer vor dem HERRN. Ach, HERR, ich bin ja dein Knecht, / ich bin dein Knecht, der Sohn deiner Magd; du hast meine Bande zerrissen. Dir will ich Dankopfer bringen und des HERRN Namen anrufen. Ich will meine Gelübde dem HERRN erfüllen vor all seinem Volk in den Vorhöfen am Hause des HERRN, in deiner Mitte, Jerusalem. Halleluja! (LUT)

Die Predigtgrundlage der NAK vom 23.04.2017 ist aus „Kolosser 3, 1: Seid ihr nun mit Christus auferstanden, so sucht, was droben ist, wo Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes.“ (LUT1984) Die Predigtgrundlage der NAK ist in den folgenden Kontext eingebettet: Kol 3, 1-17:

Der alte und der neue Mensch
Seid ihr nun mit Christus auferweckt, so sucht, was droben ist, wo Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes. Trachtet nach dem, was droben ist, nicht nach dem, was auf Erden ist. Denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen mit Christus in Gott. Wenn aber Christus, euer Leben, offenbar wird, dann werdet ihr auch offenbar werden mit ihm in Herrlichkeit. So tötet nun die Glieder, die auf Erden sind, Unzucht, Unreinheit, schändliche Leidenschaft, böse Begierde und die Habsucht, die Götzendienst ist. Um solcher Dinge willen kommt der Zorn Gottes über die Kinder des Ungehorsams. In dem allen seid auch ihr einst gewandelt, als ihr noch darin lebtet. Nun aber legt auch ihr das alles ab: Zorn, Grimm, Bosheit, Lästerung, schandbare Worte aus eurem Munde; belügt einander nicht; denn ihr habt den alten Menschen mit seinen Werken ausgezogen und den neuen angezogen, der erneuert wird zur Erkenntnis nach dem Ebenbild dessen, der ihn geschaffen hat. Da ist nicht mehr Grieche oder Jude, Beschnittener oder Unbeschnittener, Nichtgrieche, Skythe, Sklave, Freier, sondern alles und in allen Christus. So zieht nun an als die Auserwählten Gottes, als die Heiligen und Geliebten, herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Geduld; und ertrage einer den andern und vergebt euch untereinander, wenn jemand Klage hat gegen den andern; wie der Herr euch vergeben hat, so vergebt auch ihr! Über alles aber zieht an die Liebe, die da ist das Band der Vollkommenheit. Und der Friede Christi, zu dem ihr berufen seid in einem Leibe, regiere in euren Herzen; und seid dankbar. Lasst das Wort Christi reichlich unter euch wohnen: Lehrt und ermahnt einander in aller Weisheit; mit Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern singt Gott dankbar in euren Herzen. Und alles, was ihr tut mit Worten oder mit Werken, das tut alles im Namen des Herrn Jesus und dankt Gott, dem Vater, durch ihn. (LUT)

Kommentar:
  • „Nach der katholischen Zählung gilt der Weiße Sonntag (Sonntag der göttlichen Barmherzigkeit) als Zweiter Sonntag der Osterzeit.
  • Die evangelische Bezeichnung Quasimodogeniti für den 1. Sonntag nach Ostern stellt den Bezug zur österlichen Taufe und zur Bedeutung dieses Tages für die Neugetauften her“ (Bieritz, 2014, 236). Der Name des Sonntags Quasimodogeniti leitet sich vom Beginn der früheren lateinischen Antiphon ab: Quasi modo geniti infantes, Halleluja, rationabile, sine dolo lac concupiscite. (1. Petr 2, 2; deutsch: „Und seid begierig nach der vernünftigen lauteren Milch wie die neugeborenen Kindlein, auf dass ihr durch sie wachset zum Heil).
  • Die Auswahl der Predigtgrundlage in der NAK für diesen Sonntag wird so begründet: „Im vierten Sonntagsgottesdienst des Monats ergeht der Aufruf, das was ‚droben ist‘ zu suchen, nämlich das Göttliche und Bleibende – also das ‚neue Leben‘“ (Leitgedanken zum Gottesdienst 3/17, 4).
Auch in der NAK steht demnach die Taufe und das Abendmahl im Mittelpunkt der Verkündigung. Durch die Sakramente ist es möglich in Christus und mit Christus zu sterben und mit Christus auferweckt zu werden und sogar heute schon auferweckt zu sein. Deutlicher wird das Gesagte, wenn man eine andere Übertragung hört: "Wenn ihr nun mit Christus auferweckt worden seid, dann lebt und strebt nach dem, was Gott im Himmel will. Dort sitzt Christus zu seiner Rechten." (BNÜ) Als Getaufte sind die Gläubigen aber nicht mehr den Zwängen des irdischen Daseins unterworfen, sondern bereits heute zu Angehörigen der himmlischen Welt geworden. Der hier zu Tage tretende stark präsentische Zug der der Eschatologie hat seinen Sitz im Leben und führt dann zu einer Auseinandersetzung mit der Häresie. So kennt der Verfasser des Kol auch keine apokalyptische Eschatologie, keinen Weltuntergang, keinen neuen Himmel und keine neue Erde. Alles ist durch das Leben, Kreuzestod und Auferstehung Jesu da und in der Taufe und im Abendmahl lebendig: "Als er aber von den Pharisäern gefragt wurde: Wann kommt das Reich Gottes?, antwortete er ihnen und sprach: Das Reich Gottes kommt nicht mit äußeren Zeichen; man wird auch nicht sagen: Siehe, hier!, oder: Da! Denn sehet, das Reich Gottes ist mitten unter euch" (Lk 17, 20-21: Vom Kommen des Gottesreiches). Vergl. ausführlich: Heininger (2006): Die Rezeption des Paulus im 1. Jahrhundert: Deutero- und Tritopaulinen sowie das Paulusbild der Apostelgeschichte. In: Wischmeyer: Paulus, 310-340.

Barmherziger Gott,
die Botschaft von deiner alles erneuernden Kraft
trifft bei manchen von uns eine große Sehnsucht:
die Sehnsucht, endlich ausbrechen zu können
aus allen festgefahrenen Lebensmustern,
anders reagieren zu können
auf Herausforderungen und Krisen
und sich endlich mehr am Leben zu freuen.
Andere möchten dagegen gar nichts verändern,
sind glücklich mit dem,
was sie haben, und wie sie sind,
oder sie fürchten alles Neue mehr
als das vertraute Leiden.
Du, Gott, weißt, was wir brauchen,
damit unser Leben nicht erstarrt.
Öffne uns für dein gutes Wort
und bewege uns
im Einklang mit deinem Willen.

Sylvia Bukowski, Pfarrerin in Wuppertal

Samstag, 15. April 2017

Ostersonntag - Kommentar zur Predigtgrundlage der NAK vom 16.04.2017

Das Wunder der Auferstehung (Die Auferstehung Jesu)


Wochenspruch: Off 1, 18:
„Fürchte dich nicht! Ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige. Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und der Hölle.“ (LUT
„Fürchte dich nicht! Ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige. Ich war tot, doch siehe, ich lebe in alle Ewigkeit und ich habe die Schlüssel zum Tod und zur Unterwelt.“ (EU)

Wochenpsalm: Psalm 118:
Dankbares Bekenntnis zur Hilfe Gottes
Danket dem HERRN; denn er ist freundlich, und seine Güte währet ewiglich. Es sage nun Israel: Seine Güte währet ewiglich. Es sage nun das Haus Aaron: Seine Güte währet ewiglich. Es sagen nun, die den HERRN fürchten: Seine Güte währet ewiglich. In der Angst rief ich den HERRN an; und der HERR erhörte mich und tröstete mich. Der HERR ist mit mir, darum fürchte ich mich nicht; was können mir Menschen tun? Der HERR ist mit mir, mir zu helfen; und ich werde herabsehen auf meine Feinde. Es ist gut, auf den HERRN vertrauen und nicht sich verlassen auf Menschen. Es ist gut, auf den HERRN vertrauen und nicht sich verlassen auf Fürsten. Alle Völker umgeben mich; aber im Namen des HERRN will ich sie abwehren. Sie umgeben, ja umringen mich; aber im Namen des HERRN will ich sie abwehren. Sie umgeben mich wie Bienen,  sie entbrennen wie ein Feuer in Dornen; aber im Namen des HERRN will ich sie abwehren. Man stößt mich, dass ich fallen soll; aber der HERR hilft mir. Der HERR ist meine Macht und mein Psalm und ist mein Heil. Man singt mit Freuden vom Sieg in den Hütten der Gerechten: Die Rechte des HERRN behält den Sieg! Die Rechte des HERRN ist erhöht; die Rechte des HERRN behält den Sieg! Ich werde nicht sterben, sondern leben und des HERRN Werke verkündigen. Der HERR züchtigt mich schwer; aber er gibt mich dem Tode nicht preis. Tut mir auf die Tore der Gerechtigkeit, dass ich durch sie einziehe und dem HERRN danke. Das ist das Tor des HERRN; die Gerechten werden dort einziehen. Ich danke dir, dass du mich erhört hast und hast mir geholfen. Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, ist zum Eckstein geworden. Das ist vom HERRN geschehen und ist ein Wunder vor unsern Augen. Dies ist der Tag, den der HERR macht; lasst uns freuen und fröhlich an ihm sein. O HERR, hilf! O HERR, lass wohlgelingen! Gelobt sei, der da kommt im Namen des HERRN! Wir segnen euch vom Haus des HERRN. Der HERR ist Gott, der uns erleuchtet. Schmückt das Fest mit Maien bis an die Hörner des Altars! Du bist mein Gott, und ich danke dir; mein Gott, ich will dich preisen. Danket dem HERRN; denn er ist freundlich, und seine Güte währet ewiglich. (LUT)

Die Predigtgrundlage der NAK zum 16.04.2017 ist aus „Johannes 2, 19-22: Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Brecht diesen Tempel ab und in drei Tagen will ich ihn aufrichten. Als er nun auferstanden war von den Toten, dachten seine Jünger daran, dass er dies gesagt hatte, und glaubten der Schrift und dem Wort, das Jesus gesagt hatte.“ (LUT1984)

Die Predigtgrundlage der NAK ist in den folgenden Kontext eingebettet: Joh 2, 13-25:
Die Tempelreinigung
Und das Passafest der Juden war nahe, und Jesus zog hinauf nach Jerusalem. Und er fand im Tempel die Händler, die Rinder, Schafe und Tauben verkauften, und die Wechsler, die da saßen. Und er machte eine Geißel aus Stricken und trieb sie alle zum Tempel hinaus samt den Schafen und Rindern und schüttete den Wechslern das Geld aus und stieß die Tische um und sprach zu denen, die die Tauben verkauften: Tragt das weg und macht nicht meines Vaters Haus zum Kaufhaus! Seine Jünger aber dachten daran, dass geschrieben steht (Psalm 69,10): »Der Eifer um dein Haus wird mich fressen.« Da antworteten nun die Juden und sprachen zu ihm: Was zeigst du uns für ein Zeichen, dass du dies tun darfst? Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Brecht diesen Tempel ab und in drei Tagen will ich ihn aufrichten. Da sprachen die Juden: Dieser Tempel ist in sechsundvierzig Jahren erbaut worden, und du willst ihn in drei Tagen aufrichten? Er aber redete von dem Tempel seines Leibes. Als er nun auferstanden war von den Toten, dachten seine Jünger daran, dass er dies gesagt hatte, und glaubten der Schrift und dem Wort, das Jesus gesagt hatte. Als er aber in Jerusalem war beim Passafest, glaubten viele an seinen Namen, da sie die Zeichen sahen, die er tat. Aber Jesus vertraute sich ihnen nicht an; denn er kannte sie alle und bedurfte nicht, dass jemand Zeugnis gäbe vom Menschen; denn er wusste, was im Menschen war. (LUT)

Kommentar: Die Predigtgrundlage für die Gottesdienste in der NAK ist, wie auch schon am Palmsonntag, der Begebenheit von der Tempelreinigung entnommen. 
Die Auswahl der Predigtgrundlage in der NAK für diesen Sonntag wird so begründet: „Das Johannesevangelium be­ richtet, dass Jesus zu Anfang seiner öffentlichen Wirksamkeit bereits auf seinen Opfertod hinwies (Joh 2,19–21). Der Evangelist hält ausdrücklich fest, dass die Jünger erst nach Ostern verstanden, was Jesus sagte, und dass dies der Aus­gangspunkt ihres Glaubens war (Joh 2,22; 20,9; zitiert aus den Leitgedanken zum Gottesdienst 3/17, 13). (…) Am Ostersonntag ist die Auferstehung Jesu Mittelpunkt der Predigt. Unsere Auferstehung hat ihren Grund in der Auferstehung Jesu Christi. Ohne Auferstehung Jesu keine Auferstehung der Toten. Wir glauben fest an die Auferstehung Jesu Christi und hoffen auf die unsrige“ (ebenda, 3).

„Am Ostersonntag freuen wir uns über die Auferstehung Jesu von den Toten. Er ist der Erstling der Auferstehung, dem wir nachfolgen werden, wenn er kommen wird. Aber die Auferweckung gibt uns nicht nur Hoffnung für die Zukunft - auch heute, in unserer Welt, können wir nicht schweigen von unserer Freude und beten, dass das Evangelium unter uns wirksam werde und diese Welt verändere“ (Stichwort: Ostersonntag. www.daskirchenjahr.de).

Mein Ostern:
Ich will mich nicht damit abfinden, dass der Mörder davon kommt.
Ich will mich nicht damit abfinden, dass der Folterer unerkannt bleibt.
Ich will mich nicht damit abfinden, dass die Henker entrinnen.
Ich will mich nicht damit abfinden, dass der Tod das letzte Wort hat.

Ein persönlicher und eher emotionaler Zugang für mich ist das Lied „Christ lag in Todesbanden" von Martin Luther, 1524, welches im Gesangbuch der Neuapostolischen Kirche nicht enthalten ist:

Christ lag in Todesbanden,
für unsre Sünd gegeben,
der ist wieder erstanden
und hat uns bracht das Leben.
Des wir sollen fröhlich sein,
Gott loben und dankbar sein
und singen Halleluja.
Halleluja.

Den Tod niemand zwingen konnt
bei allen Menschenkindern;
das macht alles unsre Sünd,
kein Unschuld war zu finden.
Davon kam der Tod so bald
und nahm über uns Gewalt,
hielt uns in seim Reich gefangen.
Halleluja.

Jesus Christus, Gottes Sohn,
an unser Statt ist kommen
und hat die Sünd abgetan,
damit dem Tod genommen
all sein Recht und sein Gewalt;
da bleibt nichts denn Tods Gestalt,
den Stachel hat er verloren.
Halleluja.

Es war ein wunderlich Krieg,
da Tod und Leben ’rungen;
das Leben behielt den Sieg,
es hat den Tod verschlungen.
Die Schrift hat verkündet das,
wie ein Tod den andern fraß,
ein Spott aus dem Tod ist worden.
Halleluja.

Hier ist das recht Osterlamm,
davon wir sollen leben,
das ist an des Kreuzes Stamm
in heißer Lieb gegeben.
Des Blut zeichnet unsre Tür,
das hält der Glaub dem Tod für,
der Würger kann uns nicht rühren.
Halleluja.

So feiern wir das hoh Fest
mit Herzensfreud und Wonne,
das uns der Herr scheinen lässt.
Er ist selber die Sonne,
der durch seiner Gnaden Glanz
erleucht’ unsre Herzen ganz;
der Sünden Nacht ist vergangen.
Halleluja.

Wir essen und leben wohl,
zum süßen Brot geladen;
der alte Sau’rteig nicht soll
sein bei dem Wort der Gnaden.
Christus will die Kost uns sein
und speisen die Seel allein;
der Glaub will keins andern leben.
Halleluja.

Donnerstag, 13. April 2017

Karfreitag - Kommentar zur Predigtgrundlage der NAK vom 14.04.2017

Gekreuzigt und gestorben (Jesu Tod am Kreuz)


Wochenspruch: Joh 3, 16:
„Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.“ (LUT)
„Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat.“ (EU)

Tagespsalm: Psalm 22, 2-3 und 12-18:
Leiden und Herrlichkeit des Gerechten
Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Ich schreie, aber meine Hilfe ist ferne. Mein Gott, des Tages rufe ich, doch antwortest du nicht, und des Nachts, doch finde ich keine Ruhe. Sei nicht ferne von mir, denn Angst ist nahe; denn es ist hier kein Helfer. Gewaltige Stiere haben mich umgeben, mächtige Büffel haben mich umringt. Ihren Rachen sperren sie gegen mich auf wie ein brüllender und reißender Löwe. Ich bin ausgeschüttet wie Wasser, / alle meine Gebeine haben sich zertrennt; mein Herz ist in meinem Leibe wie zerschmolzenes Wachs. Meine Kräfte sind vertrocknet wie eine Scherbe, / und meine Zunge klebt mir am Gaumen, und du legst mich in des Todes Staub. Denn Hunde haben mich umgeben, / und der Bösen Rotte hat mich umringt; sie haben meine Hände und Füße durchgraben. Ich kann alle meine Gebeine zählen; sie aber schauen zu und weiden sich an mir. (LUT)

Karfreitag bedeutet, sich einen Tag unter das Kreuz Jesu zu stellen und mitzuleiden. Jesu Leiden würde heute so aussehen:
„Aus unseren dunklen und lichtlosen Kellern erheben wir unsere Stimmen und hoffen auf ein Echo. Wir appellieren an euch, das Auslöschen der jungen Leben syrischer Frauen und Männer zu stoppen. Haltet das Feuer auf, dem diese jungen Leute in den Gefängnissen und Hafteinrichtungen von Präsident Assad zum Opfer fallen.
Sie gehören dort nicht hin. Sie wurden nicht geboren, um nur ein Stück Papier in den Händen von Assad und seinem diktatorischen Regime zu sein, oder wie ein Stück Holz in dem von ihm angefachten Feuer aus Hass und Rachsucht zu verglühen - nur weil wir es gewagt haben, von einer würdevollen Nation zu träumen, in der unsere Rechte geschützt werden.
Mit diesem Brief möchte ich an die Tausenden von Seelen erinnern, die bereits verloren sind und jeden Tag verloren gehen. Ich möchte euch erzählen, wie unsere Würde erstickt wird und der willkürliche Tod überall - in der Luft um uns herum, in unserem Trinkwasser, in den Knüppeln der Gefängniswärter - auf uns lauert und das zerstört, was von unserer Haut und unseren Körpern noch übrig ist. Von unseren schwachen und mageren Körpern.
Es gibt keine Worte, die unsere tägliche Hölle beschreiben können. Eine Hölle, die täglich damit endet, dass einer von uns stirbt, in ein Tuch gewickelt. Und in der wir die Wahl haben, zwischen einem schnellen Tod durch die Hand eines Vernehmungsbeamten, dem unsere Aussage nicht gefällt, und einem langsamen Tod in einem Käfig, der unsere Körper langsam aufzehrt.
Die Angst bleibt auch nach der Entlassung aus dem Gefängnis unser ständiger Begleiter. Angst, nach Saydnaya zurück zu müssen. Angst um die, die dort hin müssen und um Freundinnen und Freunde, die noch dort sind. Angst vor dem Klang der Metallgitter und vor den Schreien, die mich bis zum Einschlafen verfolgen. Angst vor dem Weg zum Gericht. Angst vor Kälte, Krankheit und einem Hunger, der mit keiner anderen Art von Hunger zu vergleichen ist. Zum Überleben essen wir Eierschalen, mit Glück Orangenschalen, selbst Erde.
Wir haben die schlimmste Form von Hunger erlebt. Lebensmittel werden uns hingeworfen, wir können aber nichts nehmen, nicht einmal einen Brotkrumen. Wir wagen es nicht, denn die Bestrafung hängt von der Laune des Gefängniswärters ab.
Wir haben Durst erlebt, bis unsere Lippen so fest zusammenklebten, dass wir sie nicht mehr auseinander bekamen. Und dann erlebten wir, wie man stirbt, wenn man sich über eine Krankheit beklagt oder um Medikamente bittet.
Unsere Körper siechen dahin und können sich nicht gegen Krankheiten wehren. Wer keine Tuberkulose bekommt, muss Durchfall, Krätze oder Abszesse fürchten.
Wir mussten uns von vielen Freundinnen und Freunden verabschieden, und waren immer darauf vorbereitet, dass es uns als nächstes trifft. Manchmal wünschten wir uns den Tod, weil wir in ihm das Ende sahen.
All dies durchlebten wir, ohne dass jemand da draußen wusste, wo wir waren, und dass wir in den kalten Nächten von Saydnaya dahinsiechten. Niemand hörte unsere Schreie unter den flammenden Peitschenhieben, die auf unsere Körper niedergingen“ (https://www.amnesty.de/2016/8/18/schwere-folter-syrischen-gefaengnissen).

Faraj, der die letzten Jahre seiner Haft in Saidnaya zubrachte, hat die Erfahrung der vierzehnjährigen Gefangenschaft in seinen Gedichten verarbeitet. Eines geht so:

Elf Wüsten geerntet,
in denen kein einziger Schatten
für eine Frau wächst.
Viertausend blinde Nächte,
in denen keine einzige Wimper
von einem Morgen funkelt,
in denen keine der hunderttausend
blutenden Stunden glänzt.
Nur Stacheln, Sand, Skorpione
und sechs Millionen Atemzüge
auf einer Messerklinge.
Trotzdem geht das Spiel weiter,
blutig und verrückt,
zwischen den Wölfen des Todes
und den Gazellen,
die nach Freiheit lechzen.

Samstag, 8. April 2017

Palmarum - Kommentar zur Predigtgrundlage der NAK vom 09.04.2017


Der Schmerzensmann - Jesu Einzug in Jerusalem


Wochenspruch: Joh 3, 14-15:
„Und wie Mose in der Wüste die Schlange erhöht hat, so muss der Menschensohn erhöht werden, auf dass alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben.“ (LUT)
„Und wie Mose die Schlange in der Wüste erhöht hat, so muss der Menschensohn erhöht werden, damit jeder, der glaubt, in ihm ewiges Leben hat.“ (EU)

Wochenpsalm: Psalm 69:
In Schmach, Schande und Scham
Gott, hilf mir! Denn das Wasser geht mir bis an die Kehle. Ich versinke in tiefem Schlamm, wo kein Grund ist; ich bin in tiefe Wasser geraten, und die Flut will mich ersäufen. Ich habe mich müde geschrien, mein Hals ist heiser. Meine Augen sind trübe geworden, weil ich so lange harren muss auf meinen Gott. Die mich ohne Grund hassen, sind mehr, als ich Haare auf dem Haupt habe. Die mir ohne Ursache feind sind / und mich verderben wollen, sind mächtig. Ich soll zurückgeben, was ich nicht geraubt habe. Gott, du kennst meine Torheit, und meine Schuld ist dir nicht verborgen. Lass nicht zuschanden werden an mir, die deiner harren, Herr, HERR Zebaoth! Lass nicht schamrot werden an mir, die dich suchen, Gott Israels! Denn um deinetwillen trage ich Schmach, mein Angesicht ist voller Schande. Ich bin fremd geworden meinen Brüdern und unbekannt den Kindern meiner Mutter; denn der Eifer um dein Haus hat mich gefressen, und die Schmähungen derer, die dich schmähen, sind auf mich gefallen. Ich weine bitterlich und faste, und man spottet meiner dazu. Ich habe einen Sack angezogen, aber sie treiben ihren Spott mit mir. Die im Tor sitzen, schwatzen von mir, und beim Zechen singt man von mir. Ich aber bete, HERR, zu dir zur Zeit der Gnade; Gott, nach deiner großen Güte erhöre mich mit deiner treuen Hilfe. Errette mich aus dem Schlamm, dass ich nicht versinke, dass ich errettet werde vor denen, die mich hassen, und aus den tiefen Wassern; dass mich die Wasserflut nicht ersäufe / und die Tiefe nicht verschlinge und das Loch des Brunnens sich nicht über mir schließe. Erhöre mich, HERR, denn deine Güte ist tröstlich; wende dich zu mir nach deiner großen Barmherzigkeit und verbirg dein Angesicht nicht vor deinem Knecht, denn mir ist angst; erhöre mich eilends. Nahe dich meiner Seele und erlöse sie, erlöse mich um meiner Feinde willen. Du kennst meine Schmach, meine Schande und Scham; meine Widersacher sind dir alle vor Augen. Die Schmach bricht mir mein Herz und macht mich krank. Ich warte, ob jemand Mitleid habe, aber da ist niemand, und auf Tröster, aber ich finde keine. Sie geben mir Galle zu essen und Essig zu trinken für meinen Durst. Ihr Tisch werde vor ihnen zur Falle, zur Vergeltung und zum Strick. Ihre Augen sollen finster werden, dass sie nicht sehen, und ihre Hüften lass immerfort wanken. Gieß deine Ungnade über sie aus, und dein grimmiger Zorn ergreife sie. Ihre Wohnstatt soll verwüstet werden, und niemand wohne in ihren Zelten. Denn sie verfolgen, den du geschlagen hast, und reden gern von dem Schmerz derer, die du hart getroffen hast. Lass sie aus einer Schuld in die andre fallen, dass sie nicht kommen zu deiner Gerechtigkeit. Tilge sie aus dem Buch des Lebens, dass sie nicht geschrieben stehen bei den Gerechten. Ich aber bin elend und voller Schmerzen. Gott, deine Hilfe schütze mich! Ich will den Namen Gottes loben mit einem Lied und will ihn hoch ehren mit Dank. Das wird dem HERRN besser gefallen als ein Stier, der Hörner und Klauen hat. Die Elenden sehen es und freuen sich. Die ihr Gott sucht, euer Herz lebe auf! Denn der HERR hört die Armen und verachtet seine Gefangenen nicht. Es lobe ihn Himmel und Erde, die Meere und alles, was sich darin regt. Denn Gott wird Zion helfen / und die Städte Judas bauen, dass man dort wohne und sie besitze. Und die Kinder seiner Knechte werden sie erben, und die seinen Namen lieben, werden darin bleiben. (LUT)

Die Predigtgrundlage der NAK vom 09.04.2017 ist aus „Mk 11, 17: Und er lehrte und sprach zu ihnen: Steht nicht geschrieben: ‚Mein Haus soll ein Bethaus heißen für alle Völker?‘ Ihr aber habt eine Räuberhöhle daraus gemacht.“ (LUT1984)

Die Predigtgrundlage der NAK ist in den folgenden Kontext eingebettet: Mk 11, 12-26:
Der verdorrte Feigenbaum. Jesus im Tempel
Und am nächsten Tag, als sie von Betanien weggingen, hungerte ihn. Und er sah einen Feigenbaum von ferne, der Blätter hatte; da ging er hin, ob er etwas darauf fände. Und als er zu ihm kam, fand er nichts als Blätter; denn es war nicht die Zeit für Feigen. Da antwortete Jesus und sprach zu ihm: Nun esse niemand mehr eine Frucht von dir in Ewigkeit! Und seine Jünger hörten das. Und sie kamen nach Jerusalem. Und Jesus ging in den Tempel und fing an, hinauszutreiben die Verkäufer und Käufer im Tempel; und die Tische der Geldwechsler und die Stände der Taubenhändler stieß er um und ließ nicht zu, dass jemand etwas durch den Tempel trüge. Und er lehrte und sprach zu ihnen: Steht nicht geschrieben (Jesaja 56,7): »Mein Haus wird ein Bethaus heißen für alle Völker«? Ihr aber habt eine Räuberhöhle daraus gemacht. Und es kam vor die Hohenpriester und Schriftgelehrten, und sie trachteten danach, wie sie ihn umbrächten. Sie fürchteten sich nämlich vor ihm; denn alles Volk verwunderte sich über seine Lehre. Und am Abend gingen sie hinaus vor die Stadt. Und als sie am Morgen an dem Feigenbaum vorbeigingen, sahen sie, dass er verdorrt war bis zur Wurzel. Und Petrus erinnerte sich und sprach zu ihm: Rabbi, sieh, der Feigenbaum, den du verflucht hast, ist verdorrt. Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Habt Glauben an Gott! Wahrlich, ich sage euch: Wer zu diesem Berge spräche: Heb dich und wirf dich ins Meer!, und zweifelte nicht in seinem Herzen, sondern glaubte, dass geschehen würde, was er sagt, so wird's ihm geschehen. Darum sage ich euch: Alles, was ihr betet und bittet, glaubt nur, dass ihr's empfangt, so wird's euch zuteilwerden. Und wenn ihr steht und betet, so vergebt, wenn ihr etwas gegen jemanden habt, damit auch euer Vater im Himmel euch vergebe eure Übertretungen. (LUT)

Kommentar: Der Palmsonntag leitet die Karwoche ein. Der biblische Hintergrund ist durch die Evangeliumslesung vom Einzug Jesu in Jerusalem beschrieben (vergl. Mt 21, 1-9; Mk 11, 1-10; Lk 19, 28-38; Joh 12, 12-19).
  • In der katholischen Tradition wird vor der Messe zur „Feier des Einzugs Christi in Jerusalem“ eine Prozession zur Kirche begleitet durch liturgische Gesänge durchgeführt.
  • In der evangelischen Tradition wird eine gemeinsamer Einzug nicht durchgeführt.
  • Der neuapostolischen Ordnung ist der Gedanke eines gemeinsamen Einzugs mit Chor oder Gemeinde gänzlich fremd.

Allen gemeinsam ist jedoch, dass, mit unterschiedlicher Schwerpunktsetzung und Liturgie, am heutigen Sonntag der Einzug Jesu in Jerusalem gedacht wird (siehe dazu ausführlich Bieritz, 2014, 199-203).

Die Predigtgrundlage für die Gottesdienste in der NAK ist derjenigen Begebenheit entnommen, die unmittelbar nach der Geschichte vom „Einzug in Jerusalem“ folgt. Diese Episode ist die Evangeliumslesung für den heutigen Palmsonntag (Mt 21, 1-11).
Die Auswahl der Predigtgrundlage in der NAK für diesen Sonntag wird so begründet: „Am zweiten Sonntag des Monats, dem Palmsonntag, gedenken wir des Einzugs Jesu in Jerusalem. Der Gottesdienst handelt von der Tempelreinigung, die Jesus in diesem Zusammenhang vollzieht. Hat Jesus damals den Tempel von den Dingen befreit, die einen geschäftlichen Charakter hatten und so den Zugang zum Heil behinderten, so veranlasst uns heute dieses Geschehen darauf zu achten, dass das Haus Gottes in uns als Bethaus geheiligt und offen für Gottes Erlösungswirken bleibt“ (zitiert aus den Leitgedanken zum Gottesdienst 3/17, 3).

"Die kleine Geschichte von der Verfluchung des Feigenbaums steht unmittelbar nach nach Jesu Einzug in Jerusalem. (...) Sie ist eng mit der Tempelaktion verzahnt, in dem Jesus die Verkäufer im Tempel hinaustreibt und die Tische der Geldwechsler umstößt (vergl. Mk 11, 15). (...) In der Antike allgemein verbreitet ist die Verbindung von Bäumen mit Herrschern und deren Einflussbereich, für Sicherheit, Frieden, Segen und Wohlstand. (...) Insofern Auftreten und Basileia [Reich-Gottes]-Verkündigung Jesu im Markusevangelium fast durchgängig vor der Folie römischer Machtansprüche lesbar sind, macht es daher Sinn, den Fluch über den Feigenbaum als eschatologischen Herrschaftswechsel zu lesen" (Zimmermann, 2013, 373). Frieden, Sicherheit, Segen und Wohlstand kann kein irdischer Herrscher schaffen, sondern Gott allein.
Wendet man die Geschichte ins individualpsychologische, so steht der Feigenbaum für das Leben und Wirken Jesu. Er erkennt, dass seine Mühen, seine Predigten und seine Botschaft "fruchtlos" geblieben sind und resigniert. Nicht das Volk ist "verstockt", obwohl hoffnungsvolle Anzeichen ("Blätter") da waren, sondern er selbst ist gescheitert. Der Frust und die Enttäuschung entlädt sich in der "Reinigung des Tempels." "Das Hoffnungspotential der Feigenbaum-Geschichten wird dann (erst) in der mystischen Tradition wirksam: Im Hintergrund mancher Darstellungen des Schmerzensmannes ist ein fruchttragender Feigenbaum zu sehen." Siehe dazu z. B. Ernest Renan: Christus in der Kunst (SR. Margareta Gruber (2007): Gerichtskonsequenz oder Gnadenchance? (Der unfruchtbare Feigenbaum). In: Zimmermann, Ruben: Kompendium der Gleichnisse Jesu, 579-585). Der Feigenbaum als "Baum des Lebens" bietet sich als weitere Interpretationsfolie an (vergl. Gen 3).

Um den Feigenbaum-Geschichten in den Evangelien gerecht zu werden, sollten diese synoptisch betrachtet werden (vergl. dazu Lk 13, 6-9; Mk 13, 28f; Mt 21, 18-22; Mk 11, 12-14 und 20-25) und immer auch in der Tradition des AT (vergl. z. B. Joel 1, 7; Am 4, 9; Hos 2, 14; Jer 5, 17 und 8, 13 Jes 28, 4).

Johannes verknüpft die Lebensgeschichte Jesu auch hier wieder mit den entsprechenden stellen des AT. Konsequent wird unter Bezugnahme des AT das Leben Jesu komponiert mit dem Ziel der Verherrlichung Jesu als Messias. Vergl. dazu Wengst (2000) oder auch die Einleitungen zum Joh-Ev in den angegebenen Bibelübertragungen. Der Wochenpsalm steht in einem scharfen Kontrast zu dem bejubelten Einzug in Jerusalem und nimmt die kommenden Leiden und die mit dem Tode Jesu verknüpfte Verheißung vorweg. Dadurch entsteht auch eine Verknüpfung zur "Feigenbaumgeschichte" (s. o.) und somit zu der Aussage, dass Sicherheit, Frieden, Segen und Wohlstand kein irdischer Herrscher schaffen kann, sondern Gott allein.